Communitymanagement 10.0. Elon Musks virtuelle Gameshow auf Twitter

Die Tweets von Elon Musk zur “Abstimmung” über den Verkauf von Tesla Aktien/Screenshot

Es waren nur drei Tweets, doch sie verbreiteten sich rasend schnell: Elon Musk ließ auf Twitter über den Verkauf eines Teils seiner Aktien abstimmen, angeblich um die in den USA diskutierte „Milliardärssteuer“ bezahlen zu können. Hintergrund: Im amerikanischen Kongress wird beraten, zukünftig 23,8 Prozent Steuern auf Gewinne bei Wertpapieren einzufordern, unabhängig davon, ob diese durch einen Verkauf zu Geld gemacht wurden oder nur „auf dem Papier“ vorliegen. Musk greift damit vor allem die Politik des US-Präsidenten Joe Biden an, der die Ressourcen der Börsenmilliardäre für den Bau von Straßen, Schulen und Krankenhäusern nutzen will. Die würden dann wahrscheinlich Bidens Namen tragen, und nicht den von Musk.

Mit weniger als 70 Worten hat er sich wieder einmal einer alten Kunst des Krieges bedient; Der Überraschung. So schürft Elon Musk den Goldstaub des 21. Jhds – Aufmerksamkeit und Reputation in einer weltweiten Community. Wie ein Zauberlehrling des digitalen Kapitalismus betreibt er „attention harvesting“ über Twitter. In einem virtuellen Voicemeter sollten seine 65 Millionen Twitter User über den Verkauf eines Gutteils seiner Tesla-Aktien entscheiden. Nur knapp 5% beteiligen sich an der „Abstimmung“ – 3,5 Millionen Votes, die an den Börsen Milliarden bewegen werden, die aber nicht wirklich etwas mit der Entscheidung zu tun haben, denn den Verkauf tätigen der Zauberlehrling und die Börsianer immer noch ganz alleine. Es ist ein „Voting“, keine Wahl. 

(siehe dazuauch diesen Bericht in “Spiegel online https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/tesla-moeglicherverkauf-von-elon-musks-anteilen-aktie-faellt-um-sieben-prozent-a-158f2871-6e2f-40da- 8bf3-ecbeb6265c2f) 

Beispielloses Communitymanagment

Die Welt war noch nie genug für Elon Musk und so wird das staunende Publikum Zeuge einer virtu‐ellen Gameshow, die eine pseudo-demokratische Mehrheitsentscheidung mit einer gigantischenBörsenstory verwebt und nur einem Zweck dient: mit beispiellosem Community-Management dieeigene Reputation in neue Höhen zu treiben. Mit seiner Twitter-Show wischt er nicht nur dem US-Präsidenten eins aus, sondern zeigt auch einem anderen Zauberlehrling, wie es geht: Mark Zucker‐bergs Reputation hat seit 2017 so gelitten, dass er das Publikum und seine Investoren in digitaleScheinwelten entführen will und seinen ganzen Laden umbenennen muss. Während sich Zucker‐berg mit einer Whistleblowerin herumschlägt, versucht sich Musk geschickt unangreifbar zu machen– Milliarden, pah, ich rette die Welt und fliege zum Mars und ihr dürft alle dabei sein! Mit seinem Vo‐ting schafft der digitale Narziss eine Phantasma der Nähe, das schon Donald Trump als POTUS aufTwitter so virtuos nutzte: Schau her, Du bist direkt mit mir verbunden, ob im Oval Office oder imWeltall…

Profilbild Elon Musks auf Twitter/Screenshot

Welche Versprechungen wirklich zu halten undwelche Preise dafür zu bezahlen sind, ver‐schwimmt hinter dem PR-Gigantismus. EinThor, der dabei Böses denkt. In Brandenburghat man da noch andere Perspektiven: JedeMenge Wasser aus einer der trockensten Re‐gionen Deutschlands für eine Autofabrik? Tau‐sende Tonnen Sondermüll jährlich aus derBatterie-Produktion? Einfach mal ne Fabrikbauen ohne abschließende Genehmigung undsich dafür noch bejubeln lassen? Ach, allesJammerossies und Kollateralschäden auf demWeg zur Weltenrettung!

“Wettbewerb ist für Anfänger”

Musk kommt aus einer Denkschule, die auch Trump und Zuckerberg finanzierte, aus dem Univer‐sum des gebürtigen Deutschen Peter Thiel . Dieser lässtsich gern mit dem Satz zitieren: “Wettbewerb ist für Anfänger”. Es kann also in der Welt nur einenElon geben und nur eine dominierende E-Automarke? Done.(https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Thiel) 

Die Rakete wartet…

Berlin, den 8. November 2022